Negative Rezensionen auf Google (Erzählung)

Ich wurde gerade gefragt, warum Rugeshus so viele negative Bewertungen bei Google eingefahren hat – die ersten drei Rezensionen bewegen sich zwischen 3 und 1 Stern. Die Antwort ist einfach: Nichtgäste. Nichtgäste sind Personen, die nicht unsere Gäste waren, aber es dennoch für nötig hielten, eine Bewertung zu schreiben. Das hat mehrere Gründe und ich denke, dass es Sinn macht, diesen interessanten Zweig der Gästewissenschaft, ein wenig ausführlicher darzustellen. Verzeiht übrigens mein schlechtes Latein.

Die gemeinen, oder einfachen Nichtgäste (Non Hospes vulgaris), sind eine niedere Form der parasitären Rezensionitis. Sie treten bei jeder Form von Gastgewerbe auf, häufiger jedoch bei Betrieben, die keine regelmäßigen Öffnungszeiten haben und/oder familiär sind. Man kann ihre schmolligen Rezensionen, die man nicht nur auf Google, sondern in allen Bewertungsportalen findet, deutlich von denen der wahren Gäste (Hospes domesticus) unterscheiden. In der Regel heben sie sich nämlich, mit einem bis drei Sternen, deutlich von den übrigen Bewertungen ab.

Wir unterscheiden an dieser Stelle ganz klar Hassrezensionen und Schmollrezensionen. Erstere enthalten in der Regel wüste Beleidigungen und stammen von einer Art von Gästen, die allgemeinhin als Übelgäste (Hospes odium) bezeichnet werden. Übelgäste sind aber eine Gattung der wahren Gäste und haben einfach ein Problem mit der Zimmerausstattung gehabt, oder dass man morgens um fünf nicht laut schreien darf, oder dass der Kuchen zu trocken war, der Strand steiniger war, als beschrieben, es keinen Pool gab, oder so. Übelgäste sind ein anders Thema und werden in diesem Artikel nicht betrachtet.

Nichtgäste aller Gattungen, stellen sich vor allem zu Zeiten ein, wenn eine Pension/Gaststätte geschlossen hat. Sobald der Riegel ins Schloss fällt, ist der Nährboden für Nichtgäste bereitet. Sie materialisieren, erscheinen wie aus dem Nichts und beginnen sofort damit zu spinnen. Spinnen nennt man in Fachkreisen ihr destruktives Vorgehen. Öffnungszeiten kümmern sie nicht, sie rennen gegen die verschlossenen Türen an und holen sich blutige Nasen. Dadurch steigt der ihnen angeborene Zorn (auf die Tür, die Pension/Gaststätte, Greta Thunberg, VW und der Welt, als solche, im Besonderen) und sie brauchen ein Ventil. Denn sonst platzen sie – kommt immer mal wieder vor und ist echt eklig. Die Flecken bekommt man nie wieder raus.
Was in den seligen Zeiten, vor dem Internet, ein Stück Holz mit Nägeln darin war, ist heute eine schmollige Rezension – vorzugweise bei Google, da Nichtgäste dem Unternehmen so hart wie möglich in die Eier treten und dafür so wenig Energie wie möglich investieren möchten. Google ist quasi der verlängerte Schuh der virtuellen Eiertreter, nicht nur für Gaststätten.

In diese Schmollrezension, legt dann der gemeine Nichtgast all seine Aggression – er kotzt sich aus, entleert seinen gepeinigten Seelendarm, bis auf das letzte Krümelchen. Und schließlich, so denkt sich der gemeine Nichtgast und reibt sich schadenfroh die zitternden Klauen, hat er auch jedes Recht dazu auf den Putz zu hauen. Schließlich ist es die Pflicht eines Pensionsbetreibers, immer anwesend zu sein und immer geöffnet zu haben. Und wer das nicht auch so sieht ist entweder dumm, geistig umnachtet oder garstig, oder beides, oder gar… alles gleichzeitig. In jedem Fall fühlt sich der Nichtgast, geradezu in die Rolle des Rächers gezwängt – so muss sich Donald Trump fühlen, oder Merkel, oder diese Oberschurkin aus den Donald Duck Heften. Sie wollen die Welt gar nicht aus dem Kotbecken ziehen, aber wenn sie es nicht tun, wer dann? Sie sehen sich als Mehrtürer und wissen nicht einmal, wie das geschrieben wird und dass das nichts mit Autos zu tun hat. Und dann legen sie los.

Sie schreiben eine Rezension und locken andere nicht Gäste an! Und da wären wir auch schon beim Paarungsverhalten der Nicht Gäste angekommen. Denn Rezensionen von Nicht Gästen sind eine faszinierende Art des Balzverhaltens. Je schmolliger die Rezension ist, desto attraktiver und anziehender wirkt sie auf den potentiellen Partner. Und wo ein Nicht Gast Hochzeit feiert, tummeln sich bald immer mehr. Die Parasitäre Rezensionitis kann sich schließlich, auf alle Pensionen/Gaststätten der Umgebung ausweiten.

Aber es geht noch weiter. Der Non hospes vulgaris war nie als Gast geplant, er taucht wie aus dem Nichts aus, versprüht sein Gift und verschwindet wieder. Doch es gibt noch eine andere Form der Nichtgäste, die falschen Nichtgäste (Pseudo non hospes).
Diese ganz besonderen Nichtgäste zeichnen sich durch ihr schillerndes Vorwurfskleid aus, ein Anblick, so herzerwärmend wie ein totgefahrener Igel, am Erntedankfest. Sie waren zwar als Gäste geplant, doch ist ihr Aufenthalt durch unterschiedliche Gründe nicht zustande gekommen – in der Regel durch ihre eigene Schuld, manchmal auch durch meine. Manche fahren weite Strecken, um dann vor verschlossener Tür zu stehen – denn wie die gemeinen Nichtgäste, erwarten auch die falschen Nichtgäste, dass man immer vor Ort ist. Statt jedoch von ihrem Handy, oder ihren Synapsen Gebrauch zu machen, fahren sie auf der Stelle wieder nach Hause, schäumend vor Wut. Manche falschen Nichtgäste nutzen zwar das Smartphone, oder ihr Gehirn, oder beides (eher selten der Fall), lassen sich aber nicht besänftigen, man kann ihnen großartige Entschädigungen anbieten, doch sie werden auf ihrem Zorn bestehen und keinen Rückzieher machen. Darin unterscheiden sich die Nichtgäste eindeutig von Gästen, die in die gleiche Situation geraten, aber mit kühlem Kopf agieren und nach Lösungen suchen – diese Gäste sind wahre Gäste.

Und an alle Gäste, die echte Beschwerden haben: meldet euch erstmal bei mir, bevor ihr der dunklen Seite anheimfallt. Für eine negative Rezension habt ihr immer noch Zeit, wenn wir keine Lösung eurer Sorgen finden konnten.

Viele Grüße,
Euer Chefspatz

PS: Unser Grundstück ist aktuell sehr zugewuchert, das ist korrekt. Doch sehe ich darin keinen Nachteil, schließlich habe ich nie etwas anderes behauptet. Wer dagegen bei uns bucht und ein verwildertes Zimmer vorfinden sollte, bekommt selbstverständlich eine Machete und eine Jagdflinte, zwecks der freilaufenden Tiger, ausgehändigt.

Teile meine Geschichten, wenn sie Dir gefallen! :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert